Zerstörte Umwelt und aufgebrachte Menschen
Die Wut, Proteste und Streiks als Reaktion auf die katastrophalen Folgen von über vier Jahrzehnten islamische Republik haben sich in allen Bereichen der iranischen Gesellschaft manifestiert. Einer dieser Bereiche kommt durch die Verfolgung einer destruktiven Umweltpolitik in dem genannten Zeitraum zum Ausdruck.
Es finden derzeit die größten Proteste gegen Wasserknappheit und Stromausfälle, ausgelöst in Provinz Chuzestan mit landesweiter Unterstützung, statt. Seit mehreren Jahren gibt es jedoch stets unterschiedliche Proteste gegen diese Krise.
Die Proteste von Bauern und Viehzüchtern, die ihre Wasserrechte fordern; Proteste gegen Trinkwasserknappheit in unterschiedlichen Gebieten; Proteste der jungen Arbeitssuchenden auf dem Land und in den Städten; Proteste gegen die Umweltzerstörung und schließlich Proteste gegen die Entwicklung und Ausbau von Slums als Folge der Umweltzerstörung, die immer mehr Menschen zum Umsiedeln zwingt. Die Ursachen dieser Entwicklung sind heute offensichtlich und nachvollziehbar geworden.
Der Iran hatte immer ein arides und semiarides Klima. Die Menschen die dort leben, haben sich seit Jahrhunderten an diese Bedingungen angepasst und leben weiterhin dort. Die Funktionäre der islamischen Republik versuchen vergeblich, die aktuelle Entwicklung allein auf die Dürre zurückzuführen. Das wird jedoch durch objektive Daten und Fakten, Recherchen und Meinungen von Experten widerlegt.
Die islamische Republik hat in den vergangenen vier Jahrzehnten nicht nur keinerlei positive Maßnahmen zum Schutz der Umwelt eingeleitet, sondern hat sie die Warnungen von Experten ignoriert und eine Politik der Umweltzerstörung betrieben. Missmanagement, Ignoranz und eine auf Profit ausgerichtete Interessenpolitik hat zu massiver Umweltzerstörung geführt. Die ökologischen Bedingungen wurden einfach außer Acht gelassen und Umweltschützende als Störfaktor wahrgenommen und entsprechend behandelt.
Unzählige Staudämme sind an den Flüssen und deren Zuflüssen errichtet worden. Dadurch sowie durch die ehrgeizigen Wasserumleitungsprojekte, vor allem in Gebieten mit sehr heißem Klima, ist das natürliche Ökosystem in mehreren Region nachhaltig zerstört. Trotzdem liegen derzeit Pläne für weitere 150 Staudämme auf der Tagesordnung.
Die Umweltpolitik der islamischen Republik hat darüber hinaus zur Vernichtung der Vegetation, zur Entwaldung, Wüstenbildung, Land Subsidenz durch sinkendes Grundwasser geführt. In den betroffenen Regionen können Bauern ihre Felder nicht mehr bewässert. Tausende Tiere sind mittlerweile verdurstet. Zahlreiche Lagunen sind bereits ausgetrocknet.
Zahllose Dörfer sind aufgrund dieser Entwicklung unbewohnt und praktisch menschenleer. Ihre Bevölkerung wurde gezwungen abzuwandern. Die meisten von ihnen müssen sich irgendwo in den Slums am Stadtrand niederlassen. Das sind Gebiete ohne eine funktionierende Grundversorgung, verarmt mit verschiedenen sozialen Schäden. Ihre stets einsturzgefährdeten Hütten können jederzeit von städtischen Beamten zerstört werden.
Laut einer im Sommer 2017 veröffentlichten amtlichen Statistik beläuft sich die Zahl der in Slums lebenden Menschen fast 19 Millionen. Das ist ca. ein Viertel der iranischen Bevölkerung.
Diese Daten werden auch durch den Rückgang der Landbevölkerung bestätigt. Hatte noch im Jahre 1996 die Landbevölkerung einen Anteil von ca. 39 Prozent an der Gesamtbevölkerung, ging dieser Anteil laut dem Iranischen Zentrum für Statistik im Jahr 2016 auf 29 Prozent zurück.
Diese Zahl ist seitdem sicherlich stark angestiegen. Die Räumung von Dörfern hat neben der Vertreibung von Dorfbewohnern auch andere verheerende Auswirkungen.
Das unfruchtbar und unbewohnte Land begünstigt die Wüstenbildung. Vertriebene Landbevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Diese Tatsachen haben in vergangenen Jahren zu massiven Protesten der Betroffenen geführt.
Die islamische Republik beharrt aber auf die Fortsetzung einer Politik, die für alle diese Krisen verantwortlich ist. Sie ignoriert ihre verheerenden Folgen und übernimmt keine Verantwortung dafür. Es wurden keine Maßnahmen ergriffen, um ländliche Gebiete zu erhalten und dort für Beschäftigung durch nachhaltige Agrarpolitik und finanzielle Unterstützung für Bauern und Landbevölkerung zu sorgen.
Unterm Vorwand von Sanktionen werden die Ausgaben für Entwicklungsprojekte im Haushalt systematisch reduziert.
Auch wenn die verheerenden Folgen dieser Politik in den letzten Tagen der Regierung Rohani offensichtlich wurden, begann diese Politik trotz der Warnungen von Experten bereits in den 1980er Jahren und wurde stets intensiviert.
Auf diese Weise hat die islamische Republik in mehr als vier Jahrzehnten eine zerstörte Umwelt und aufgebrachte und Menschen voller Zorn und Wut hervorgebracht.
Atrikel aus Kaar Nr. 930, erschienen am 9. August 2020