Die aktive und führende Rolle der iranischen Frauen in den gegenwärtigen sozialen Bewegungen
Wir begehen den internationalen Frauentag dieses Jahr, während das reaktionäre, frauenfeindliche Regime der islamischen Republik, im Griff tiefgreifender Krisen, die letzten Tage seines verbrecherischen Daseins verbringt. Vor wachsenden Protesten der iranischen Bevölkerung, die trotz brutaler Unterdrückung tagtäglich demonstrieren, streiken etc. findet dieses Regime keine Ruhe.
Die politische Situation in der iranischen Gesellschaft ist in dem Maße explosive und bereit für den Sturz des Regimes, so dass jedes Ereignis eine Revolte, einen Aufstand auslösen kann.
Iranische Frauen, deren Rechte unter der Herrschaft der islamischen Republik mit Füßen getreten sind und werden, sind in den gegenwärtigen Kämpfen aktiver und radikaler denn je zuvor präsent. Ihre Rolle ist das Ergebnis von vier Jahrzehnten Widerstand und Kampf.
Seit das religiöse Regime der islamischen Republik im Iran an der Macht ist, haben iranische Frauen stets und überall gegen Rechtlosigkeit, Diskriminierung, Ungleichheit und Unterdrückung, traditionell – islamische und patriarchale Familie, gekämpft.
Ihr Kampf hat ständig neue Formen angenommen und sich weiterentwickelt.
Alles begann wenige Tage nach der Machtübernahme durch das neue Regime. Khomeini hat damals angeordnet, dass ” Frauen ab Morgen nur mit islamischer Kleidung (Hijab) in Ministerien erscheinen sollten”. Aus Protest gegen die Zwangsverschleierung gingen ab 08. März 1979 fünf Tage lang zehntausende Frauen auf die Straße und zwangen das Regime zum Rückzug.
Viele iranische Frauen organisierten sich anschließend in Frauenorganisationen und in den kommunistischen und linken politischen Organisationen, um am Kampf gegen das autoritäre und frauenfeindliche Regime aktiv beteiligt zu sein.
Dieser Rückzug dauerte ca. zwei Jahre. Die bedeutsame Rolle der Frauen während dieser Zeit wird auch durch die Tatsache sichtbar, dass während der Unterdrückung im Jahre 1981 Hunderte Frauen ermordet, gefoltert und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden sind.
Erst im Anschluss an diese Periode der brutalen Unterdrückung konnte die islamische Republik die Zwangsverschleierung sowie weitere menschenfeindliche reaktionäre Maßnahmen durchsetzen. Das bedeutet aber nicht, dass dies dem Regime einfach gelingen könnte.
Die Wahrheit ist, dass das Regime der islamischen Republik es nie geschafft hat, die Zwangsverschleierung nach seiner Vorstellung durchzusetzen. Iranische Frauen haben sich immer dem widersetzt. Mit heutigen Maßstäben des Regimes haben sich 99% der iranischen Frauen nicht daran gehalten.
In den 1990 Jahren spielten Frauen vor allem in der Studierendenbewegung im Jahre 1999 eine bedeutende Rolle. Neben der massiven Unterdrückung scheiterte diese Bewegung auch deshalb, weil eine Gruppe von ihnen als islamische Feministinnen und Liberale versuchten, den Kampf der Frauen von anderen sozialen Bewegungen zu trennen und zu isolieren und gleichzeitig diese Bewegung durch eine Fraktion der Herrschenden vereinnahmen zu lassen.
Sie behaupteten, dass die Forderungen der Frauen dem religiösen Regime nicht widersprechen und im Rahmen der islamischen Republik umgesetzt werden könnten. Dies war eine große Täuschung und Lüge, deren Ende nur die Niederlage der Frauenbewegung und die Passivität der jungen und aktiven Kräfte sein konnte. In der Tat ging das reaktionäre Regime anschließend durch die Verschärfung der Unterdrückung gegen diese Aktivistinnen vor.
Diese Niederlage war gleichzeitig eine große Erfahrung für die Frauenbewegung und wurde erst in den letzten Jahren erkennbar und angewendet.
Im aktuellen Jahrzehnt ist diese Bewegung in eine neue Phase des Kampfes und der Radikalisierung eingetreten. Bewusste und kämpferische Frauen kamen zu dem Schluss, dass ohne sich mit den anderen sozialen Bewegungen zu vereinen und ohne den Sturz des religiösen Regimes als unversöhnlicher Feind von Gleichberechtigung von Frauen und Männern, werden sie ihre Forderungen nicht realisieren können. Das erklärt die aktive Rolle der Frauen in allen gegenwärtigen sozialen Bewegungen.
Mitten in der Protestbewegung 2018, die sich auf eine Massenbewegung stützte, fanden Frauen den Mut, ihr Kopftuch an öffentlichen Orten oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln abzunehmen und andere Frauen zu ermutigen, sich ebenfalls gegen die Zwangsverschleierung zu wehren.
Bei den Aufständen in November 2019 führten Frauen vielerorts die Proteste an. Wir begegnen diesem Phänomen in allen darauffolgenden Protesten. Nicht nur in den Protesten von Lehr- und Pflegekräften, sondern ebenso in der Studierendenbewegung, in den Kämpfen von Rentner:innen und Arbeiter:innen ist die bedeutsame Rolle der Frauen allgegenwärtig.
Nicht ohne Grund sitzen derzeit Hunderte Frauen in den Kerkern der islamischen Republik.
Diese Frauen kämpfen nicht mehr nur für die Abschaffung von Zwangsverschleierung. Sie kämpfen gegen jegliche Form der Unterdrückung gegen die Frauen.
Nur die Einheit aller sozialen Bewegungen zum Sturz des religiösen Regimes, das auf Ungleichheit zwischen Frauen und Männern beruht, kann Unterdrückung, Diskriminierung und Ungleichheit beseitigen.
Nur diese Einheit und die Errichtung einer sozialen Revolution kann Frauen nicht nur Gleichberechtigung bringen, sondern zur endgültigen Befreiung von Frauen von jeglicher Unterdrückung führen.
Das ist die Lehre der iranischen Frauenbewegung aus ihrem Kampf der letzten vier Jahrzehnte, die in den gegenwärtigen Kämpfen angewendet wird.
Artikel aus KAR Nummer 910, erschienen 28.02.2021