Der Hintergrund und die Perspektive der zunehmenden Proteste von verschiedenen sozialen Gruppen

Brot, Arbeit, Freiheit

Abgesehen von täglichen Protesten der Arbeiter:innen verzeichnen wir eine Zunahme der Protestaktionen anderer gesellschaftlicher Gruppen. Tagtäglich finden Protestkundgebungen vor Behörden und anderen staatlichen Zentren statt.

Am 11. Mai versammelten sich die Rentner:innen des Gesundheitsministeriums in Teheran und mehreren anderen Städten wie Isfahan, Rasht, Kermanshah und Mashhad vor dem Amt für Planung und Haushalt der betroffenen Städte.

Zwecks Einschüchterung waren die Sicherheitskräfte in großer Anzahl Vor Ort anwesend. Die Rentner:innen protestierten gegen die unvollständige Umsetzung der Rentenanpassung sowie für ihnen zustehende Sonderzahlungen wie Erschwerniszulage etc.

Auch Proteste wegen Trinkwasserversorgung,  Stromausfälle,  Abwasser, Kanalisation sowie Abfallentsorgung häufen sich an. Es gibt immer wieder Proteste gegen die massive Umweltverschmutzung und -Zerstörung , die durch klimatische Bedingungen,  Missmanagement und rücksichtslose ehrgeizige Projekte systematisch verschärft worden sind. Das Ausmaß von Umweltzerstörung in den vier Jahrzehnten islamische Republik ist unvorstellbar. Immer wieder kommt es zu Protesten von Umweltschützer:innen. Die islamische Republik hat, um solche Proteste im Keim zu ersticken,  das Thema Umweltschutz zu einer Frage der nationalen Sicherheit erklärt. Viele Umweltaktivist:innen werden im Iran verfolgt oder sind bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Aktuell bringt die Trinkwasserknappheit viele Menschen auf die Straßen.  Zu Beginn des Sommers wird das Trinkwasser vielerorts bereits rationiert.

Überall gehen Menschen auf die Straßen,  da sie auf die eine oder andere Weise Ihr Geld verloren haben und zwar durch betrügerisches Verhalten durch die Banken, Behörden, Börse etc. Viele Menschen protestieren einfach gegen ihre prekäre wirtschaftliche Situation. Viele Menschen bangen um ihre Existenz.

Diesem Phänomen begegnen wir quer durch das ganze  Land und in allen Branchen und sozialen Gruppen.

Die Schüler:innen protestierten gegen Präsenzklausuren in den meisten Teilen des Landes. Der Staat reagierte wie sonst auch mit Repressalien.

Die Proteste von Lehrer:innen und anderen Beschäftigten des Bildungswesens gehören zu den wichtigsten Protesten der vergangenen Wochen. Diese Proteste fanden in vielen Städten statt. Neben den langjährigen Forderungen protestierten sie gegen die Tatenlosigkeit und Ignoranz des Parlaments.

Alle diese Proteste fanden große Zustimmung und Unterstützung in der Gesellschaft. Sie hatten einen sehr positiven Einfluss auf die Stimmung in der Gesellschaft.

Die nun seit Monaten an jedem Sonntag stattfindenden Proteste der Rentner:innen gehören zu den bedeutendsten Ereignissen der vergangenen Monate. Ihre Proteste laufen bereits seit vergangenem Dezember. Die Rentner:innen gingen mit dem Slogan “Nur auf der Straße können wir unser Recht durchsetzen ” auf die Straße. Ihre Beharrlichkeit Zwang die Regierung, Zugeständnisse zu machen. Alle ihre gerechten Forderungen sind jedoch noch nicht erfüllt worden. Daher wird weiterhin jeden Sonntag protestiert werden.

Tatsache ist,  daß aufgrund der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation der Gesellschaft diese Proteste nicht aufhören, sondern ihre Zahl und die Vielfalt der protestierenden sozialen Gruppen werden zunehmen.

Die durch Rezession und Inflation verschärfte Wirtschaftskrise hat die Mittelschicht in Armut gestürzt. Die Arbeitslosigkeit steigt stetig und immer mehr Menschen werden davon bedroht. Das wird auch diese sozialen Gruppen auf die Straße treiben.

Für die islamische Republik gibt es keine andere Perspektive. Die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, wenn sie diese Situation beenden wollen,  haben nur die Wahl, sich dem Kampf der iranischen Arbeiterklasse anzuschließen, um die islamische Republik zu stürzen und eine Räteregierung zu errichten.

Artikel aus Kaar Nummer 921