Die Klassenbewegung der iranischen Arbeiter*Innen im vergangenen Jahr, ein Rückblick

Die Arbeiterbewegung hat im vergangenen Jahr einen Aufschwung verzeichnet, der in den letzten Jahrzehnten und während des 40-jährigen Regierens der islamischen Republik beispiellos ist. Die Bewegung der Arbeiterklasse war nicht nur die einzige pulsierende und dynamische Bewegung, die permanent aktiv war. Sie öffnete neue Perspektive für die Weiterentwicklung und Aufschwung der Bewegung der Arbeiterklasse. Sie glänzte wie eine leuchtende Fackel auf alle sozialen Bewegungen.

Obwohl der wirtschaftliche Druck extrem schwer und unerträglich war, konnte die Entwicklung und das Wachstum dieser Bewegung dadurch nicht beeinträchtigt werden. Es ist allgemein bekannt, dass durch den rasanten Preisanstieg der grundlegenden Waren und das ungezügelte Wachstum der Inflation die Kaufkraft der Arbeiter*Innen auf zweidrittel reduziert wurde. Diese schwere Belastung der Arbeiterklasse hat alle bisherigen Grenzen überschritten und allen Arbeiter*Innen strengen Einschränkungen und der absoluten Armut ausgesetzt.

Die Arbeiterbewegung hat trotzdem ihren Kampf nicht nur um ökonomische Forderungen und den Lebensunterhalt, sondern auch um politische Forderungen unterstrichen und stellte die kapitalistische Ordnung insgesamt in Frage. Die Fortschritte dieser Bewegung erschütterten die Säulen der bestehenden Ordnung und verängstigten die Herrschenden.

Die herrschende Klasse und die ihre Interessen verteidigende Regierung haben aus Angst vor der Vertiefung und Ausweitung der Bewegung der Arbeiterklasse ihre brutale und barbarische Unterdrückung auf ein Maximum ausgeweitet. Nebenbei hat das Regime verzweifelt versucht, die Einheit der Arbeiter*Innen zu untergraben und sie zu spalten. Trotzdem hat die Arbeiterbewegung im Jahre 1397[1] mehr denn je einen Aufwärtstrend zu verzeichnen. Im Folgenden werden wir auf einige ihrer Besonderheiten eingehen.

Die Anzahl der Arbeiterstreiks hat im vergangenen Jahr erneut zugelegt. Wiederholte, solidarische und langwierige Streiks von HEPCO [2], Foulad [3] und Haft Tapeh [4] sind ein Indikator fürs wachende Bewusstsein und einen hohen Organisationsgrad der Arbeiter*Innen in diesen Betrieben. 30 bis 40 Tage ununterbrochener und einheitlicher Streik von mehreren Tausend Arbeiter*Innen ist kein leichtes Unterfangen.

Solche Streiks sind selbst in Ländern mit relativen politischen Freiheiten, in denen Arbeiter*Innen über Streikrecht verfügen, Streik- und Solidaritätsfonds haben und in Gewerkschaften und anderen
Berufsverbänden organisiert sind, selten und schwer zu organisieren.

Es ist klar, dass ohne Organisation vom Streik keine Rede sein kann. Damit wird deutlich, dass die Arbeiterstreiks des vergangenen Jahres, vor allem die langfristigen, für eine starke Organisation und signifikantes Wachstum des Organisationsgrades der Arbeiter*Innen sprechen.

Obwohl die Streiks und die Stilllegung der Produktion im vergangenen Jahr die wichtigste und häufigste Form des Arbeitskampfes darstellen, ergriffen die Arbeiter*Innen für die Realisierungen ihrer Forderungen vielfältige Formen des Kampfes. Radikale und offensive Kampfformen der Arbeiter*Innen wie Kundgebungen, Demonstrationen sowie aufklärende und eindrucksvolle Reden der Delegierten häuften sich an.
Demonstrationen wurden manchmal von der Sperrung der Straßen und Bahnstrecken begleitet. Wichtige Kreuzungen und große Plätze in den Städten wurden stundenlang besetzt. In manchen Betrieben wurden die gelagerten Waren von Arbeiter*Innen beschlagnahmt. Sie ließen nicht zu, dass diese Waren oder Produktionsmittel verlagert werden können. Bei einigen Versammlungen kam es zu Auseinandersetzungen. Es wurde in die Luft geschossen und Tränengas eingesetzt. Wir können deutlich sagen, dass sich die Kampfformen der Arbeiter*Innen generell radikalisiert haben.

Die Radikalisierung der Kampfformen förderte die Kampfmoral der Arbeiter*Innen. Die Reihen der protestierenden Arbeiter*Innen, die zum offenen, direkten Kampf auch in den Straßen übergingen, wurden geschlossener. Die Kampfmoral ging so weit, so dass die Arbeiter*Innen das Freitagsgebet und „heilige“ Zeremonien des Regimes in Protestkundgebungen gegen das Regime umwandelten.

Im vergangenen Jahr hat die Bewegung der Arbeiterklasse auch politisch
eine bedeutsame Entwicklung. Politische Slogans und Forderungen vermehrten sich und der politische und regierungsfeindliche Charakter des Kampfes der Arbeiterklasse wurde deutlicher. Die antikapitalistischen Aspekte gewannen in den Parolen und Banner an Bedeutung. Während ihrer Streikes und Kampfes konnten die Arbeiter*Innen immer mehr feststellen, dass ihnen nicht nur ein einzelner Arbeitgeber und Kapitalist gegenübersteht, sondern die gesamte Regierung, Behörden, Polizei und alle Sicherheitsorgane ihnen gegenüber und auf der Seite der Kapitalisten stehen.

Der Charakter dieser Regierung wurde für sie deutlicher und sie stellten
fest, dass ihnen ein Block aus Kapitalisten und den Hütern der kapitalistischen Ordnung gegenübersteht. Die beeindruckenden Kämpfe der Arbeiter*Innen lehrte sie, dass sie sich als eine Klasse organisieren und für den Kampf gegen die herrschende Kapitalistenklasse vorbereiten und ausrüsten müssen.

Der politische Charakter des Kampfes der Arbeiterklasse, die aktive und
effektive Präsenz der bewussten und fortschrittlichen Arbeiter*Innen, die
aufklärenden und spannenden antikapitalistischen Reden der Delegierten in den Versammlungen der Arbeiter*Innen von HEPCO, Foulad und Haft Tapeh beweisen die Tatsache, dass politisches Bewusstsein unter den Arbeiter*Innen ein bedeutsames Niveau erreicht hat und dass sich diese Arbeiter*Innen über den Charakter der kapitalistischen Ordnung und die Notwendigkeit des Kampfes für ihre Zerstörung im Klaren sind.

Das Jahr 1397 steht außerdem für die Verstärkung des Geistes von Einheit
und Solidarität unter den Arbeiter*Innen. Während dieses Jahres gab es
zahlreiche hinreißende Momente der Einheit, Anteilnahme und Solidarität, die bislang in dieser Form selten waren. Das steht für die Einheit, eine tiefgreifende Klassensolidarität im landesweiten Maßstab. Dadurch wurde die Kraft der Einheit, Solidarität und das Potential des Kampfes der Arbeiterklasse für den Kampf gegen die Kapitalistenklasse verstärkt.

Auch die Präsenz der Familien bei den Straßenprotesten wurde ausgeweitet. Die Teilnahme der Frauen und Kinder an den Demonstrationen, das Tragen von Bannern und das Skandieren von Parolen zur Unterstützung der Arbeiter*Innen trugen dazu bei, dass andere Gruppen von Werktätigen von Forderungen der Arbeiterklasse erfuhren. Das beeinflusste deren Solidarität erheblich. Noch wichtiger ist die Anwesenheit von Frauen als Rednerinnen und praktische Anführerinnen der Arbeiter*Innen. Die Arbeiterbewegung hat sich im Jahre 1397 soweit entwickelt, so dass einige Arbeiterinnen in der Rolle der praktischen Anführerinnen der Arbeiter*Innen auftraten. Damit brach das Monopol der männlichen Redner zusammen. Haft Tapeh, die beim Kampf der Arbeiter*Innen eine führende Kraft war, übernahm auch hierbei die Führungsrolle.

Ein weiteres wichtiges Phänomen war die Ausweitung von landesweiten
Streiks in den einzelnen Branchen. Neben der Ausweitung von Kundgebungen, Straßenprotesten und Streiks in den einzelnen Betrieben, kam es in einigen Fällen auch zu landesweiten Streiks und Protesten in spezifischen Branchen. Dieser Prozess hatte vor einigen Jahren begonnen. Die Arbeiter*Innen in Petrochemie, Energiesektor, Telekommunikation und teilweise Steinkohleminen hatten mehrmals landesweite Streiks und Proteste organisiert. Als Beispiel können hier die Streiks der Beschäftigten in den landwirtschaftlichen Versicherungsfonds, die Streiks des Transportwesens Persischer Golf zeitgleich in mehreren Provinzen angeführt werden. Im Jahr 1397 gab es einige große und landesweite Streiks der Eisenbahner. Das Arbeiter*Innen in den Bereichen Wartung, Instandsetzung und Technik, die aus 7000 Beschäftigten bestehen, organisierten ihre landesweiten Proteste und Streiks. Außerdem ist der landesweite Streik von LKW-Fahrern und Truckern, die auf ca. 900000 Personen geschätzt werden, zu erwähnen. In den vergangenen Jahren konnten wir eine vergleichbare Entwicklung nicht feststellen.

Dieser Übergang von Streiks in einzelnen Betrieben zu landesweiten und
branchenweiten Streiks spricht dafür, dass die führenden Arbeiter*Innen einer Branche es geschafft haben, ein Netzwerk aufzubauen, unterschiedliche Organisationsformen für die Koordination (Komitees, Räte, etc.) ihres Kampfes und Forderungen, landesweite Streiks zu organisieren. Diese Organisationsformen oder Koordinierungsräte in einigen Branchen wie Eisenbahn, LKW-Fahrern, Transportwesen usw. haben die Arbeiterklasse aus der Sicht der Organisation einige Schritte vorangebracht.

Landesweite Streiks in einer Branche begünstigen auch die Voraussetzungen für Streiks in benachbarten und verwandten Branchen. Der Aufruf zum dritten landesweiten Streik von LKW-Fahrern wurde von „Union der Koordinatoren der iranischen LKW-Fahrer“ ausgegeben. Diese dritte Streikwelle, die in der zweiten Hälfte von September begann, war wesentlich größer als die vorausgegangenen Streiks und umfasste insgesamt 270 Städte. Diesem Streik schlossen sich außerdem die Beschäftigten der Passagierflotte Chuzestan, um die LKW-Fahrer zu unterstützen. Die Fortsetzung und Ausweitung dieser Art von Streiks kann die Voraussetzungen für einen landesweiten politischen Generalstreik und Aufstand ebnen.

Alle erwähnten Trends und Besonderheiten sprechen auch einzeln für einen
Aufschwung der Bewegung der Arbeiterklasse. In ihrer Gesamtheit bieten sie selbst den Feinden der Arbeiterklasse keinerlei Möglichkeit, diese Tatsache zu verleugnen. Trotzdem sind damit nicht alle Winkel und ein vollständiges Gesicht der Arbeiterbewegung wiedergegeben. Als das Banner der Räte in Haft Tapeh entrollt wurde, als die unabhängigen Arbeiterräte als Produkt ihres Kampfes entstanden, als der Ruf nach Arbeiterkontrolle über die Produktion und Distribution in den Slogans der kämpfenden Arbeiter*Innen von Haft Tapeh laut wurde, als der Ruf nach Kontrolle durch Räte landesweit ein Echo und Resonanz fand, dann wurde es klar, mit welchem Tempo sich die Arbeiterklasse vorwärts bewegt und wie schnell sie alle Grenzen der bestehenden Ordnung zu überschreiten in der Lage wäre, um sich für die großen Aufgaben vorzubereiten, die der Klassenkampf ihr übertragen werden wird.

Der Slogan „Brot, Arbeit, Freiheit, Rätekontrolle“, der zuerst von dem
führenden Teil der Arbeiter*Innen von Haft Tapeh formuliert wurde, konnte sich infolge ihres Kampfes das ganze Land erobern und überall zum bestimmenden Slogan und Forderung aller Arbeiter*Innen und Werktätige werden. Die Arbeiterklasse setzte sich auch für die Forderungen anderer Werktätige ein, während sie ihren spezifischen Kampf für ihre Forderungen gegen die Kapitalistenklasse führt.

Der Slogan von Haft Tapeh erhielt ebenfalls die Zustimmung und
Solidarität von Lehrenden, Studierenden, Kranken- und Pflegekräften, Jugend, Frauen und Rentner*Innen. Ein Bündnis unter den Arbeiter*Innen und Werktätigen, die durch die Führungsrolle der Arbeiter*Innen in Chuzestan zustande kam, ist ein kleines Beispiel für eine Entwicklung, die gesamtgesellschaftlich und landesweit passieren muss. Chuzestan wurde zum Leitbild der Arbeiter*Innen und Werktätige. Durch den Slogan Räte und beispiellose Einheit und Solidarität hat die Arbeiterklasse eine Perspektive gezeigt und ihre Führungsrolle bei deren Realisierung unterstrichen.

In vergangenen Jahren, vor allem Dezember 2017, haben Arbeiter*Innen,
Arbeitslose, die Armen und alle Werktätige bei Straßenprotesten und durch ihre Slogans konkret artikuliert, was sie nicht wollen. In den Parolen „Tod dem Diktator“, „Tod dem Khamenei“, „Nieder mit der islamischen Republik“ brachten sie genau zum Ausdruck, was sie nicht wollen! Die Frage, was sie konkret wollen, war nicht eindeutig klar. Diese Frage musste von der Arbeiterklasse beantwortet werden. Mit Courage beantwortete die Arbeiterklasse diese Frage eindeutig, in dem sie Räte als Alternative verbreitete und erschien als führende Kraft der Gesellschaft. Die Verbreitung von Räten als Alternative zur islamischen Republik war sowohl in der Arbeiterbewegung sowie anderen sozialen Bewegungen beispiellos. Das brachte die Arbeiterbewegung Hunderte Schritte vorwärts. In dem die Arbeiterklasse die Räte als Alternative verkündete, versetzte sie alle betrügerischen und bürgerlichen Alternativen ins Erstaunen, stellte ihre Relevanz in Frage und relativierte sie. Haft Tapeh warf sie alle durcheinander. Haft Tapeh bewies, dass nur die Arbeiterklasse eine Alternative sein kann. Eine Klasse, die mit klarer proletarischen Strategie und Taktik und mit deutlichen Slogans und Forderungen, mit aller Macht die Szene des Klassenkampes betreten hat. Haft Tapeh zeigte allen Freunden und Feinden der Arbeiterklasse, dass nur die Arbeiterklasse in der Lage ist, mit radikalen und revolutionären Parolen und Forderungen   andere Werktätige unter ihrer roten Fahne zu versammeln und die ganze Gesellschaft von Armut und Elend zu befreien. Der Ruf nach Freiheit durch die Arbeiterklasse, der aus Chuzestan
die ganze Gesellschaft erreichte, versetzte den verfaulten Körper der herrschenden Ordnung in Todesängste, Angst und Schrecken überzogen die
herrschende Klasse und ihr politisches Regime. Sie setzt nun alle ihre Mittel
und Möglichkeit dafür ein, an der Arbeiterklasse Rache zu nehmen und die
Arbeiterbewegung zu zerschlagen.

Diese Analyse der Arbeiterbewegung im Jahr 1397 wäre unvollständig, wenn wir die Verschärfung der Unterdrückungsmaßnahmen und arbeiterfeindlichen Taktiken des Regimes gegen die Arbeiterklasse und ihre Aktivisten außer Acht lassen würden. Jeder Streik und organisierter Protest wurde von der herrschenden Reaktion brutal unterdrückt. An den ersten Tagen des Jahres 1397 wurden 20 Arbeiter*Innen von Haft Tapeh schriftlich verwarnt und müssten vors Gericht erscheinen. 10 von ihnen wurden inhaftiert und einige andere wie Esmail Bakhshi Mitglied des Verwaltungsrates der Gewerkschaft der Arbeiter*Innen von Haft Tapeh erhielten Hausverbot.

Um dem Streik ein Ende zu setzen, wurde das Fabrikgelände von Haft Tapeh von Spezialeinheiten besetzt. Zwangsweise wurden die Dampfkessel wieder hochgefahren. In den darauffolgenden Streiks wurde genauso verfahren. Es wurde weiterhin auf verschiedene Art und Weise Gewalt gegen die Streikenden angewendet. Im Juni 2018 wurde 35 Arbeiter*Innen von Haft Tapeh von der Justiz vorgeladen. Sie wurden verhört, bedroht und verurteilt. Ein weiteres Mal wurden 70 Arbeiter*Innen festgenommen, verhört und verurteilt. Alle diese Verhörprozesse wurden von Drohungen und teilweise Anwendung von physischer Gewalt gegen die Streikenden begleitet. Der Streik und die Demonstrationen von Oktober / November 2018 wurden wesentlich brutaler unterdrückt. Beim brutalen Übergriff der Sondereinheiten wurden 18 Arbeiter*Innen und eine Journalistin festgenommen und inhaftiert. Diese Festnahme hat dazu geführt, dass Esmail Bakhshi und Sepideh Gholian während ihrer Haft und Verhörs körperlich und psychisch misshandelt wurden. Esmail Bakhshi wurde sehr brutal gefoltert. Ebenfalls Ali Nejati, langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates der Gewerkschaft von Haft Tapeh wurde festgenommen und inhaftiert. Er wurde ebenfalls körperlicher und psychischer Folter ausgesetzt.

Auch in Foulad Ahwaz wurden viele Arbeiter*Innen mehrfach vorgeladen und verhört. Am 02. Juni 2018 haben die Sondereinheiten zahlreiche Arbeiter*Innen verhaftet. Ihre Zahl erhöhte sich binnen zwei Tagen auf 60 Inhaftierte. Beim Einsatz dieser Sondereinheiten in der Nacht von 16. Dezember 2018 wurden zig Arbeiter*Innen festgenommen. Am 18. Dezember erhöhte sich die Zahl der Festgenommenen auf 43 Arbeiter*Innen.

In HEPCO sind ebenfalls die Arbeiter*Innen mehrfach vorgeladen und
verhört worden. 15 Aktivisten der Streiks wurden von der zweiten Instanz des Strafgerichtshofs in der Stadt Arak verurteilt. Sie wurden zu Haftstrafen zwischen 6 Monaten und einem Jahr sowie jeweils 74 Peitschenhiebe verurteilt.

Im vergangenen Jahr (1397) wurde die Einschüchterung, Verfolgung und
Repression gegen die führenden Arbeiter*Innen und Gewerkschaftsaktivisten verschärft. In November 2018 wurde das Urteil gegen Ebrahim Madadi von Revisionsgericht bestätigt. Er ist Mitglied des Verwaltungsrates der Gewerkschaft der Arbeiter*Innen der Busunternehmen von Teheran und Umgebung. Er wurde zu 5 Jahren und 3 Monaten Haft verurteilt. Auch die LKW-Fahrer wurden nicht verschont. Um den Fortschritt ihrer Bewegung zu verhindern, wurden sie während ihrer dritten Streikwelle on Generalstaatsanwalt der islamischen Republik zu Banditen erklärt und bedroht, hingerichtet zu werden. Die Verfolgung, Bedrohung, Einschüchterung gegen sie wurden verschärft. Um ein Übergreifen der Streiks auf das gesamte Transportwesen, Personenbeförderung, Eisenbahn etc. zu unterbinden, wurden Hunderte LKW-Fahrer in vielen Städten festgenommen und inhaftiert.

Das sind nur einige Beispiele für die Verschärfung der Unterdrückung und
Gewaltanwendung gegen die Arbeiter*Innen. Das genügte der herrschenden Klasse nicht. Repressalien, Verschärfung von Unterdrückung und Brutalität gegen bewusste Arbeiter*Innen und Aktivisten der Streiks beschränkte sich nicht nur auf ihre Vorladung, Festnahme, Verhör und Folter. Vielmehr begannen das Informationsministerium und andere Behörden, um unabhängige Arbeiterorganisationen zu isolieren und aufzulösen damit, sich gegen sie zu verschwören. Nach einem Jahrzehnt Repression, systematische Unterdrückung gegen die Gewerkschaft der Arbeiter*Innen der Busunternehmen von Teheran und Umgebung, während ihre Aktivisten vorgeladen und zu langjährigen Haft verurteilt wurden, was nicht zum vom Regime erhofften Zusammenbruch der Gewerkschaft führte, gab es eine neue Verschwörung gegen sie. Das Regime hat versucht eine eigene treue Gewerkschaft zu gründen. Die Wachsamkeit der Gewerkschaft und ihre Mitglieder schlug dieses Vorhaben fehl. Die Arbeiter*Innen der Busgesellschaften stand geschlossen hinter ihrer unabhängigen Gewerkschaft.
Ihre Antwort für die Verschwörer war hartnäckig und bleibend. Das Vorhaben des Informationsministeriums endete in Desaster. Sie wurden entlarvt. Hierbei wurden auch einige falsche Unterstützer der Arbeiterklasse entlarvt und vorgeführt. Es ging sowohl um die, die bei der Planung und Umsetzung dieser Verschwörung mitwirkten sowie auch diejenigen, die durch ihr Schweigen und angebliche Unparteilichkeit in der Tat diese Verschwörung unterstützten. Diese Niederlage der Verschwörer spricht dafür, dass die Arbeiter*Innen und ihre Klassenbewegung ein Niveau erreicht haben, sodass sie gegen solche Intrigen und Verschwörungen stehen und ihre unabhängige Organisation und Aktivisten unterstützen.

Im Jahre 1397 gab es ebenfalls in Haft Tapeh viele Versuche, einen Keil
zwischen den Arbeiter*Innen und dem Verwaltungsrat der Gewerkschaft zu ziehen und sie zu entzweien. Es wurde ebenfalls ein islamischer Rat gegründet. Es wurde jedes erdenkliche Mittel eingesetzt, um dieses Ziel zu verwirklichen, Einschüchterung, Drohung, Bestechung etc. Überall sind diese Versuche aufgeflogen und von Arbeiter*Innen neutralisiert. Die Arbeiter*Innen von Haft Tapeh haben geschlossen den islamischen Rat boykottiert. Ein Arbeitervertreter von Foulad Ahwaz verwies auf dieses schmutzige Spiel der Geschäftsführung und ihrer Helfershelfer mit dem Hinweis: „Euer größter Fehler war die Annahme, ihr könnt unsere Reihen brechen, wir sind nicht käuflich“.

Der Kampf der Arbeiter*Innen und darunter auch Esmail Bakhshi ließen eine große Narbe für die herrschende Klasse zurück. Um die Moral der Inhaftierten und Gefolterten zu zerstören, wurden Diffamierung und Rufmord gegen sie auf die Tagesordnung gesetzt. Besonders betroffen war Esmail Bakhshi als Mitglied des unabhängigen Rates der Arbeiter*Innen von Haft Tapeh. Gegen ihn wurde ein „Dokumentarfilm“ produziert, in dem er ein wertloses und unter Folter erzwungenes Geständnis vorlesen musste. Die herrschende Klasse und das politische Regime, das ihre Interessen verteidigt, glaubten, sie könnten damit die Arbeiter*Innen, die das Banner der Räte anhoben und eine Alternative zur jetzigen Regierung publik machten, einzuschüchtern und zu verdrängen. Das schlug aber fehl und wurde entlarvt. Der Slogan „Dokumentarfilm, Folter haben keine Wirkung mehr“ war die Antwort von Arbeiter*Innen und der Allgemeinheit auf diese Geschmacklosigkeit und schon im Vorfeld gescheiterten Plan des Informationsministeriums. Der Fortschrittsprozess der Bewegung der Arbeiterklasse kann mit solchen Tricks nicht gestoppt werden. Es ist auch nicht mehr möglich, diese auf die Zeit, bevor die Räte als Alternative artikuliert wurden, zurückzudrängen. Die Arbeiterbewegung erfuhr im Jahre 1397 einen neuen Aufschwung. Die Bewegung der Arbeiterklasse war die einzige Bewegung, die die gesamte herrschende Ordnung herausforderte und ihr die Räte als Alternative besonders der Arbeiterklasse entgegensetzte. Wir können definitiv sagen, dass die Arbeiterbewegung im Jahre 1397 mehr als 10 Jahre fortschritte. Sie sammelte große Erfahrung und mit dieser Erfahrung und stolzen Errungenschaften im Gepäck beging sie das neue Jahr 1398.

1. Das iranische Jahr beginnt mit dem kalendarischen Frühlingsanfang. Aktuell schreiben wir das Jahr 1398.

2. Hepco Arak: Heavy Equipment Production Company ist das größte Baumaschinenhersteller im Iran. Es beschäftigt aktuell ca. 1500 Mitarbeiter*Innen (ca. 7000 Beschäftigte sind im Zuge der Privatisierung entlassen worden). Das Unternehmen besteht seit 1972. Die Beschäftigten protestieren und streiken für unbezahlten Lohn und für dauerhafte Arbeitsverträge.

3. Foulad Ahwaz: Iran National Steel Industrial Group (INSIG) ist der größte Stahlhersteller im Iran. Das Unternehmen wurde im Jahr 1973 gegründet. Das Unternehmen beschäftigt ca. 4000 Stahlarbeiter. Die letzte Privatisierung fand im Jahre 2017 statt. Seitdem kämpfen die Beschäftigten ständig für ausstehende Löhne und unsichere Arbeitsverhältnisse.

4. Haft Tapeh: Der Agro-Industrielle Rohrzuckerkomplex von Haft Tapeh wurde im Jahre 1961 in Betrieb genommen. Das Unternehmen beschäftigt ca. 5000 Arbeiter*Innen. Seit nunmehr als 13 Jahren kämpft die Belegschaft stets für ausstehende Löhne, Klarheit über ihre Rentenversicherung, dauerhafte Arbeitsverträge etc. Während ihres Streiks haben die Beschäftigten einen „Unabhängigen Rat der Arbeiter*Innen von Haft Tapeh“ gegründet, in dem die Vertreter einzelner Abteilungen gewählt wurden.