Warum die Namensänderung?
Auf der 6. Konferenz unserer Organisation im Dezember 1995 wurde eine Namensänderung beschlossen. Daraufhin wurde der Name Organisation der Fadaian (Aghaliyat)] statt der bisherigen Guerillaorganisation der Volksfedajin Iran (OIPFG)] gewählt. Seitdem führt die Organisation ihre Aktivitäten unter dem neuen Namen fort.
Obwohl diese Namensänderung notwendig und längst fällig war, wurde sie mit der Begründung, es sei dafür keine günstige politische Lage vorhanden, immer wieder verschoben.
Die Notwendigkeit dieser Entscheidung bestand darin, dass der alte Name unseren derzeitigen Inhalten und Taktiken nicht entsprach. In der Tat hat unsere Organisation nach dem Volksaufstand im Jahre 1979 im Rahmen interner Diskussionen die Guerilla-Taktik in der vorherigen Form abgelehnt. Diese Ablehnung wurde damit begründet, dass diese politische Richtung Abweichungen enthielt, von denen wir uns trennen müssten. Außerdem herrschten im Iran nach dem 11. Februar 1979 völlig neue Bedingungen, die die Überlegungen über neue Taktiken dringend erforderlich machten.
Die Kritik der Vergangenheit betraf- während der theoretischen Auseinandersetzung von „Minderheit“ gegen „Mehrheit“ – insbesondere die Guerilla-Taktik. Darüber wurde ein Aufsatz unter dem Titel „Diktatur und bewaffnete Propaganda“ verfasst, welcher auf dem 1. Kongress der Organisation beschlossen und später veröffentlicht wurde.
Seit der Spaltung liegt der Schwerpunkt unserer Organisation in einem bewaffneten Volksaufstand, politischen Generalstreik, Betriebs-, und Streikkomitees. Gegenüber dem Volksaufstand und politischen Generalstreik spielen alle anderen Taktiken eine untergeordnete Rolle.
Diese Taktiken wurden im Anschluss an dem ersten Kongress unserer Organisation im ersten programmatischen Dokument der Organisation als „Aktionsprogramm“ veröffentlicht. Seitdem sind wir als jene Organisation bekannt, deren Taktiken aus dem bewaffneten Volksaufstand und dem politischen Generalstreik bestehen.
Unsere Kritik der Vergangenheit unserer Organisation beschränkte sich nicht auf die Frage der Taktik. Populistische Tendenzen wurden einer Kritik unterzogen und u.a. in unserer Zeitschrift KAR veröffentlicht.
Es ist nahliegend, dass eine Änderung unserer Positionen und die Kritik unserer ideologischen und politischen Fehler der Vergangenheit, die Namensänderung unerlässlich machen.
Im Januar 1996 setzte das Exekutiv-Komitee anhand der früheren Diskussionen dieses Thema auf die Tagesordnung der nächsten Konferenz und forderte eine endgültige Entscheidung darüber. Die Begriffe „Guerilla“ und „Volk“ sollten gestrichen werden. Wir müssen jedoch festhalten, dass es sich hierbei weder um eine Ablehnung des Begriffes Guerilla im Allgemeinen noch um die Notwendigkeit eines bewaffneten Kampfes zum Sturz der herrschenden Klasse und die Ablehnung des Guerillakampfes als eine Form des Volkskampfes handelt.
Wir sind erstens überzeugt, dass die herrschende reaktionäre Klasse nur mit revolutionärer Gewalt zu stürzen ist, und die iranische Arbeiterklasse das herrschende Regime nur durch bewaffneten Aufstand stürzen kann; zweitens, dass unter bestimmten Bedingungen der Kampf der Massen die Form eines Guerillakampfes annehmen kann. Das, was wir abgelehnt haben und nach wie vor tun, ist ein Guerilla-Kampf ohne Beteiligung der Massen. Darüber hinaus wurde auch der Begriff „Volk“ von dem Namen der Organisation entfernt, nicht nur, weil dieser Begriff unsere vorherige populistische Tendenz zum Ausdruck brachte, sondern auch weil er eine Idee vermittelte, die dem proletarischen Verständnis unserer Organisation nicht entsprach.
Es ist sinnlos, dass wir uns Fedajin des Volkes (Opferbereit für das Volk) nennen. Als Kommunisten kämpfen wir für die Verwirklichung der Ziele und Idealen der Arbeiterklasse. Trotzdem, wenn es sein muss, gilt es für uns wie für alle Kommunisten, dass wir für unsere anständigen und menschlichen Ziele unser Leben opfern werden. Viele Kommunisten sind weltweit im Kampf gegen die Bourgeoisie, durch Bürgerkriege, unter Folter ums Leben gekommen bzw. hingerichtet wurden.
Egal wie wir es betrachten, war diese Namensänderung dringend erforderlich. Wir haben jedoch die Begriffe „Fadai“ und „Aghaliyat“ beibehalten, da sie im Bewusstsein der iranischen Arbeiter und Werktätigen für die revolutionären Kommunisten stehen, die seit Februar 1971 einen konsequenten Kampf gegen die bestehende Ordnung führen und für eine kommunistische Gesellschaft eintreten. Aghaliyat verkörpert die Fraktion der Fadaian, die seit der Machtübernahme durch die islamische Republik, sich gegen Kompromisse, Opportunismus und Reformismus positioniert hat. Sie hat den konsequenten Kampf gegen die kapitalistische Ordnung und das Regime der islamischen Republik verteidigt und ist stets für Marxismus, Kommunismus und die Ziele und Ideale der Arbeiterklasse eingetreten. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir unter allen Umständen auf diesen Namen oder ihren Bestandteilen bestehen würden. Wenn die Möglichkeit der Gründung einer einheitlichen Klassenpartei oder einer anderen größeren Klassenorganisation der Arbeiter bestehen würde, da dies den Interessen der Arbeiterklasse und der Verwirklichung ihrer Ziele entspricht, müssen wir bereit sein, unter einem evtl. völlig neuen Namen zu arbeiten.
Die Reaktionen auf diese Entscheidung waren differenziert. Sowohl Zustimmung, Kritik und Ablehnung der Namensänderung wurden artikuliert. Wir respektieren die differenzierten Ansichten. Für alle diejenigen, die die politischen Positionen unserer Organisation und ihrer Taktiken unterstützen und sich für sie engagieren, sollte klar sein, dass sich unsere Organisation grundsätzlich von einer Guerillaorganisation unterscheidet. Aus diesem Grunde sind wir überzeugt, dass die Entscheidung der 6. Konferenz wichtig war. Sie unterstreicht die Entwicklung der Organisation und die Verfestigung ihrer proletarischen Positionen. Wir sollten uns für die Verwirklichung unserer Ziele gemeinsam anstrengen.
Das gewinnt besonders deshalb an Bedeutung, weil nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre in der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung, steigt das Interesse an organisierte Arbeit wieder. Ein Teil der Sympathisanten unserer Organisation, die einige Zeit der organisierten Arbeit ferngeblieben waren, bekräftigen ihr Interesse an Arbeit in einer einheitlichen Organisation.
Wir müssen diese Willensäußerung begrüßen und unterstützen und sie in unsere Reihen aufnehmen. Wir appellieren an alle Genossen, die unsere Inhalte und Ziele teilen, sich uns anzuschließen.