Die Revolution von 1979 und die Rolle der Guerilla Organisation der Volksfedayin Iran (OIPFG) beim bewaffneten Aufstand von 11. Februar

Am 11. Februar 1979 fand im Iran ein bewaffneter Aufstand statt, bei dem die Guerilla Organisation der Volksfedayin Iran (OIPFG) eine entscheidende Rolle spielte. Dieser Aufstand verhinderte, dass die Übertragung der Macht von einer Konterrevolution zur anderen friedlich und ungestört nicht stattfinden konnte. In den darauffolgenden zwei Jahren nach dem Aufstand war ein heftiger Kampf zwischen Revolution und Konterrevolution im Gange.

Mit der Entwicklung der Bewegung in der zweiten Hälfte 1978 nahm der Einfluß der Organisation unter den Massen tagtäglich zu. Obwohl die militärischen Operationen unserer Organisationseinheit nicht besonders umfangreich waren, hatten sie trotzdem aufgrund der herrschenden Bedingungen einen beachtlichen Einfluss und wurden positiv aufgenommen. Das trug aber auch zu einem übertriebenen Bild von der Macht der Guerillas bei.

Der Einfluss der OIPFG, um die Menschen für den Aufstand zu motivieren und darauf vorzubereiten, beschränkte sich nicht allein auf die  militärischen Operationen einer begrenzten Anzahl von Mitgliedern zu dieser Zeit.

Die OIPFG verfügte landesweit über Tausende aktive Unterstützer:Innen. Die Universitäten waren von Student:innen erobert, die OIPFG Sympathie entgegenbrachten. Die bewussten Arbeiter:innen und Werktätigen unterstützen die Organisation.

Die Freilassung der politischen Gefangenen hat die Macht der OIPFG vervielfacht. In den letzten Tagen des Schah-Regimes wurden vor allem in den Straßen von Teheran mobile Barrikaden errichtet. Es kam zu einem Guerillakrieg mit den Streitkräften des Regimes. Daran waren die Kräfte der OIPFG maßgeblich beteiligt.

Es wurden lokale Demonstrationen durchgeführt. Mit entsprechenden Slogans wurde die Bevölkerung ermutigt und motiviert, sich zu bewaffnen. So wurde die Bevölkerung auf den Aufstand vorbereitet.

Die Anhänger der religiösen reaktionären Gruppen spielten hierbei keine Rolle. In Form von schwarz gekleideten faschistischen Hisbollah-Gruppen hatten sie, bewaffnet mit Messer und Schlagstock, die Aufgabe, die Versammlungen der Kräfte der OIPFG anzugreifen. Sie versuchten sogar die Slogans “Nieder mit dem Schah” zu verhindern.

Am 10. Februar versammelten sich zehntausende Menschen auf dem Gelände der Teheraner Universität, um den Jahrestag der Gründung unserer Organisation (das war am 08. Februar 1971) zu feiern. Währenddessen verbreitete sich die Nachricht, dass die Rekruten der Luftwaffe in der Kaserne von Farahabad von der Königlichen Garde angegriffen wurden. Gefolgt von OIPFG machten sich die Anwesenden auf zu der Kaserne, um den Rekruten zu helfen. Es wurden in mehreren Straßen Barrikaden errichtet. Die Präsenz von Zehntausenden im Osten Teherans, ermutigte die Massen, sich dem beginnenden Aufstand anzuschließen.

Die reaktionären Banden, die auf eine ungestörte Machtübertragung gehofft und kürzlich eine Regierung gebildet hatten, reagierten verängstigt und panisch auf den Aufstand.

Die Armee verhängte das Kriegsrecht. Khomeini warnte in einer Erklärung die Menschen vor dem Aufstand. In seiner Erklärung heißt es :” Ich möchte, daß alle Probleme friedlich gelöst werden und ich habe den heiligen Krieg noch nicht ausgerufen.” Kleinbusse mit Lautsprechern fuhren durch die Straßen, um mitzuteilen, dass Khomeini keinen heiligen Krieg befohlen hat.

Die Aufständischen, die anfangs größtenteils aus den Kräften der Organisation bestanden, schenkten diesen Reaktionären keine Aufmerksamkeit.

Mit Molotov-Cocktails und alles, was sie hatten, versperrten sie den Weg der Panzer und zündeten sie an, damit sie der  königlichen Garde nicht helfen können.

Nach der Niederlage der königlichen Garde begann in der Nacht der Angriff auf die militärischen und polizeilichen Zentren der Repression. Die Aufständischen wurden von den Kräften der Organisation angeführt. Am Morgen des 11. Februar wurde die Garnison von Eshratabad angegriffen. Auch hierbei spielten die Kräfte der Organisation eine entscheidende Rolle bei der Eroberung der Garnison. Das Militär leistete heftigen Widerstand. Es versammelten sich jedoch immer mehr Menschen. Sie rissen die Mauern der Kaserne nieder und strömten hinein.

Gegen Mittag wurde dieser Militärstützpunkt von den aufständischen Massen erobert. Hier fielen große Mengen Waffen in die Hände der Bevölkerung und größere Menschengruppen bewaffneten sich. Unser Genosse Mallakootian kam hierbei ums Leben.

Anschließend wurde die Offiziersakademie ohne Widerstand eingenommen.

Die Menge bewegte sich nun in Richtung der Garnison Jamshidieh. Eine Gruppe, darunter auch Mitglieder der Organisation, verbarrikadierte sich in einem Gebäude gegenüber der Kaserne. Es gab bewaffnete Zusammenstöße. Es wurde dunkel, als sich die Soldaten mit weißen Laken in der Hand ergaben.

Am 12. Februar, in der Dämmerung, machte sich eine Gruppe der Organisation auf den Weg zu Evin-Gefängnis. Nur ein Soldat in Zivil stand an der Tür. In dem Gefängnis befanden sich keine politischen Gefangenen mehr. In der Waffenkammer von Evin wurden Uzi-Maschinengewehre in mehreren Kisten aufbewahrt. Die Organisation wollte es ermöglichen, dass sich mehr Menschen bewaffnen können. Kurze Zeit später kamen die schwarz gekleideten Faschisten und hinderten die Massen daran, das Gefängnis zu betreten. Unsere Kameraden beschlagnahmten mehrere Uzi-Maschinengewehre und machten sich auf den Weg zu Garnison Saltanatabad.

Bis Mittag hatten die revolutionären Massen die Kaserne betreten und sich bewaffnet. In der Zwischenzeit hatte eine Gruppe unserer Genossinnen und Genossen begleitet von aufständischen Massen die Garnison Bagh-e-Schah erobert.

Während dieser zwei Tage waren die bewaffneten Einheiten unserer Organisation bei der Eroberung einer Reihe von Militärstützpunkten federführend beteiligt. Eine bewaffnete Einheit der Organisation, die an der Besetzung einiger Militärbasen beteiligt war, versuchte anschließend das  Rundfunkzentrum einzunehmen. Hierbei kam der Kommandant der Einheit Genosse Ghassem Siadaty ums Leben.

In anderen Städten spielten die Kräfte unserer Organisation überall, wo die Menschen die Zentren der Unterdrückung angriffen, eine aktive Rolle und Präsenz.

Dieser Aufstand war ein großer Erfolg für die Organisation und erweiterte ihren Einfluss und Glaubwürdigkeit. Ob es ohne die aktive Rolle unserer Organisation zum bewaffneten Aufstand gekommen wäre, ist nicht ohne weiteres zu beantworten. Die Reaktionären hatten sich bereits verständigt. Imperialistische Mächte hatten sich darauf geeinigt, dass der Schah gehen muss und die Macht an die reaktionären Gruppen um Khomeini übertragen werden soll. Der amerikanische General Huyser hatte auf einem Treffen den Militärkommandanten gesagt, dass sie der neuen Macht Folge leisten sollen. Die Repressionsorgane sollten intakt übergeben werden.

Khomeini war bereits in den Iran zurückgekehrt und hatte Mehdi Bazargan mit der Kabinettsbildung beauftragt. In einer Fernsehansprache gab Bazargan bekannt, dass die Armee mit der neuen Regierung zusammenarbeiten wird.

Die Erklärung Khomeinis am 11. Februar, um die Massen vor dem Aufstand und Besetzung der Kasernen zu warnen, zeigte deutlich, dass diese Reaktionäre vehement gegen den Aufstand waren.

Die besondere Rolle unserer Organisation bei dem bewaffneten Aufstand wird damit deutlich. Welche Bedeutung und Nutzen dieser Aufstand für die Menschen hatte, ist ein anderes Thema.

Dieser Aufstand hatte zweierlei Resultate. Einerseits übernahm ein reaktionärer Block die politische Macht. Andererseits hatten sich die Massen bewaffnet und waren entschlossen, ihre Errungenschaften der Revolution zu bewahren und ihre Forderungen zu erfüllen.

Das Regime konnte die Menschen nicht unmittelbar unterdrücken, da sich Armee, Polizei und Geheimdienste, darunter auch Savak, auflösten.

Ein zweijähriger Konflikt mit intensivsten Klassenkämpfen, bewaffneten und unbewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Revolution und Konterrevolution dauerte bis 1981. Nach dem das Regime seine Streitkräfte und Repressionsorgane wieder aufbauen konnte, überwand es diesen Konflikt im Jahre 1981 mit einem massiven Angriff und der Tötung von Tausenden. Damit scheiterte die Revolution endgültig.

Artikel aus KAR Nummer 907, erschienen am 07. Februar 2021