Weltweiter Solidaritätsaufruf
Seit mehr als 52 Tagen streiken die Arbeiter*Innen des „agroindustriellen Komplexes von Haft Tapeh“. Ein historischer Streik, der das Ergebnis jahrelanger Kämpfe der Belegschaft dieses Unternehmens für die vollständige Widerrufung der Privatisierung und die Durchsetzung ihrer Rechte ist.
Die Arbeitergewerkschaft Haft Tapeh wurde 1974-1975 gegründet. In den postrevolutionären Jahren und infolge arbeiterfeindlicher Politik der herrschenden Konterrevolution wurde sie wie Hunderte andere Gewerkschaften und Verbände geschwächt und illegal erklärt.
In den Jahren 2005-2006, nach der Ankündigung des Verkaufs von Hunderten Hektar Land, das dem Komplex gehörte, kam zu den ersten gemeinsamen Protesten der Arbeiter*Innen von Haft Tapeh. Im Jahre 2007 wurde die Arbeitergewerkschaft wiederhergestellt, obwohl ihre Organisatoren von den Sicherheitsdiensten vorgeladen wurden.
Trotz Unterdrückung weiteten sich die Proteste von Haft Tapeh gegen Privatisierung und Plünderung im Jahre 2018 aus. Dutzende Arbeiter*Innen wurden erneut festgenommen. Ihr Vertreter „Esmail Bakhshi“ wurde gefoltert und gezwungen, ein Geständnis abzulegen, das aufgezeichnet und ausgestrahlt wurde.
Die Regierung der islamischen Republik sowie ihr Sicherheits- und Justizapparat haben gezeigt, dass sie trotz heuchlerischer Parolen der Unterstützung von Arbeiter*Innen in der Praxis, sich gegen die Werktätigen stellen und den Kapitalisten zur Seite stehen.
Die neoliberale Politik des Regimes, die Millionen Arbeiter*Innen ins Elend gestürzt hat, wird durch die Unterdrückung ihrer Proteste fortgesetzt. Diese Unterdrückung wird durch den Boykott der Arbeiterproteste durch die Medien der proimperialistischen Opposition ergänzt.
Während die Arbeiter*Innen von Haft Tapeh seit 52 Tagen streiken, verweigern diese Medien jegliche Berichterstattung über ihre Forderungen. Ab und an erwähnen sie lediglich Protestmärsche in der Stadt Sush.
Der Grund dafür liegt auf der Hand: die rechte Opposition der islamischen Republik hat keinerlei Einwände gegen die Privatisierung und die Umsetzung der Vorgaben von IWF und der Weltbank. Sie spricht gelegentlich von kapitalistischer Plünderung, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Daher unterscheidet sie zwischen guter und schlechter Privatisierung.
Andererseits ist es eine Schwäche der iranischen linken Kräfte bei der Auseinandersetzung der Medien, weshalb linke Kräfte anderer Länder über diesen Streik nicht informiert werden. Ein Streik, dessen Hauptforderungen die Enteignung des privaten Sektors, die Rückkehr der entlassenen Arbeiter*Innen zur Arbeit, die Abschaffung des Sicherheitsansatzes gegenüber Arbeiterorganisationen, die Aufhebung von Haftbefehlen und –strafen für Arbeiteraktivist*Innen, die Auszahlung ausstehender Löhne sowie Arbeiterverwaltung des Produktionsprozesses, sind.
Diese fortschrittlichen Forderungen werden von offiziellen Massenmedien im Iran niemals verkündet. Die Proteste der Arbeiterklasse werden auf subversive Aktionen reduziert.
Einige Medien in den USA und Europa, die sich als Alternativmedien bezeichnen und Russland, China und der islamischen Republik nahestehen, schweigen ebenfalls über die Proteste und Streiks. Um mit den imperialistischen Medien gleich zu ziehen, bezeichnen sie diese fortschrittlichen Proteste als Projekte für Regimewechsel.
Wie Sie feststellen können, kämpft die iranische Arbeiterklasse, unabhängig und mutig, gegen die alltägliche Unterdrückung, während sie von allen Seiten zensiert und boykottiert wird.
Es sieht aus, als ob alle diese Strömungen in einer Sache übereinstimmen und zwar in der Komplizenschaft, um die Stimme der Arbeiterklasse und ihre Kämpfer*Innen zu unterdrücken.
Wir fragen alle Genossinnen und Genossen weltweit:
Verdient es der nun 52 Tage andauernde Streik (laut der Erklärung der Arbeiter*Innen von Haft Tapeh, soll der Streik bis zur Realisierung ihrer Forderungen fortgesetzt werden) nicht gesehen und unterstützt zu werden?
Bedenken Sie, dass die Arbeiter*Innen von Haft Tapeh über keinerlei finanzielle Unterstützung von irgendeiner Institution oder Gewerkschaft verfügen und sich mit leeren Taschen und hungrigen Mägen widersetzen / kämpfen.
Wenn diese bewussten und kämpferischen Arbeiter*Innen durch die fortschrittlichen Kräfte der Welt nicht gesehen und unterstützt würden, würde das letztendlich zur Stärkung von Reaktion und Imperialismus beitragen.
Ist der Slogan „Proletarier aller Länder vereinigt Euch“ nur ein schöner Slogan in der Geschichte des Marxismus oder die treibende Kraft des Klassenkampfes?
Genossinnen und Genossen; „Seid überall auf der Welt und in jeder Sprache die Stimme der Arbeiter*Innen von Haft Tapeh und der iranischen Arbeiterklasse.“
Quelle: redmed.org