Die Gefahren der Corona Pandemie für Arbeiter*Innen

Durch die Verbreitung von Corona steigt die Zahl der Opfer und der Infizierten im Iran. Nach langem Zögern wurde die islamische Republik gezwungen, auch wenn spät und unzureichend, neue Entscheidungen zu treffen, um Städte unter Quarantäne zu stellen, das Reisen zwischen den Städten zu beschränken. Mit der Ausnahme von Lebensmittelgeschäften, Apotheken und Drogerien, öffentlichen Verkehrsmitteln wurden alle andere Tätigkeiten vorläufig eingestellt.

Auf die Situation der Arbeiter*Innen, egal ob sie noch arbeiten müssen oder aufgrund von Corona-Ausbruch ihren Job verloren haben, wird seitens der Regierung mit völliger Gleichgültigkeit reagiert.

Einige krisengeschüttelte Betriebe sind unterm Vorwand von Corona geschlossen worden. Ihre Beschäftigten müssen nun Arbeitslosengeld beantragen. Das Arbeitslosengeld wird im Iran nur wenige Monate bezahlt. Unter den aktuellen Bedingungen der Wirtschaftskrise haben die meisten keine Aussicht, eine andere Arbeit zu finden. Manche Arbeiterinnen und Arbeiter der geschlossenen Betriebe haben darüber hinaus ihren ausstehenden Lohn für mehrere Monate nicht erhalten. Die Zusicherung des Arbeitgebers, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter nach der Krise wieder ihre Arbeit aufnehmen können, widerspricht den Erfahrungen der Betroffenen. Aus ihrer Sicht will der Arbeitgeber den Betrieb stilllegen und ihre ausstehenden Löhne nicht auszahlen.

Die Beschäftigten mit befristeten Arbeitsverträgen wurden am letzten Tag des Jahres entlassen, damit der Arbeitgeber ihren Lohn während der Neujahrsferien nicht übernehmen musste.

Einige haben aufgrund von Regierungsentscheidungen ihre Arbeit verloren.

Als Beispiel können ca. 2300 Arbeiterinnen und Arbeiter, die über ein Vertragsunternehmen einen Vertrag mit der Gemeinde Teheran für Mülltrennung hatten, erwähnt werden . Hundert Tausende Bauarbeiter haben ebenfalls ohne jegliche Unterstützung ihren Job verloren und sind sich selbst überlassen.

Andererseits gibt es Arbeiterinnen und Arbeiter, die nach wie vor arbeiten müssen, obwohl ihre Tätigkeit in der gegenwärtigen Situation nicht notwendig ist. Dazu zählen Arbeiterinnen und Arbeiter in der Autoindustrie oder Bergbau. Da Sicherheits- und Hygienevorschriften nicht eingehalten werden, sind sie und gar ihre Familien der Gefahr ausgesetzt, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Berichte über infizierte Minenarbeitende haben zu Protesten unter den Beschäftigten geführt.

In Provinz Gilan gab es Proteste der Beschäftigten, die eine Schließung des Betriebes bis zum Ende der Corona-Krise forderten.

Bergbauarbeiter in der Stadt Sirjan haben ebenfalls mehrfach protestiert. Zum Schutz von 19000 Beschäftigten wurde bisher nichts unternommen. In Zusammenhang mit diesen Protesten hatte Präsident Ruhani von “dem  Versuch der Konterrevolution zur Stilllegung der Arbeit” gesprochen.

Die iranische Arbeiterklasse steht heute vor zwei Problemen. Zum einen wirtschaftliche Sicherheit. Im Gegensatz zu den Kapitalisten können sie ohne Lohn sich selbst und ihre Familien nicht ernähren. Eben deshalb verkaufen Arbeiterinnen und Arbeiter ihre Arbeitskraft an den Kapitalisten. Andererseits wird das Leben von ihnen und ihren Familien durch eine Ansteckungsgefahr gefährdet.

Dabei handelt es sich um ein Problem, mit dem der Kapitalismus weltweit konfrontiert ist. Zur Eindämmung der Pandemie werden unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. In Ländern wie China, Japan und Südkorea wurden ganze Städte unter Quarantäne gestellt. Es hätte andernfalls zu einer größeren Katastrophe kommen können. Die Arbeit konnte ruhen und die Quarantäne – Regeln eingehalten werden, da die Betroffenen finanziell entschädigt wurden und nicht arbeiten mussten. Durch die Wiederaufnahme der Produktion können die entstandenen Kosten refinanziert und die Interessen der Kapitalistenklasse bestens bedient werden.

In anderen Ländern haben kapitalistische Regierungen versucht, die Arbeit jeglicher Art nicht zu stoppen, wodurch die Verbreitung des Coronaviruses begünstigt wurde. Das war in manchen europäischen Ländern der Fall, wo die Eindämmung des Viruses teilweise nicht funktioniert hat. Dadurch haben viele Menschen bislang ihr Leben verloren.

Ein anderes Beispiel hierfür ist Großbritannien, wo die Ansteckungs- und Todesrate sehr hoch ist. Die europäische Version von Trump, Boris Johnson, hat die Umsetzung von notwendigen Maßnahmen hinausgezögert.

Inzwischen ist die Lage in den USA wohl recht kritisch. Die USA ist mittlerweile das Epizentrum der Pandemie. Über 300000 Infizierte ist ein trauriger Rekord.

Die Verbreitung des Coronaviruses und die Reaktion der Regierung im Iran stellt jedoch weltweit eine Ausnahme dar. Es wurde wie sonst auch zuerst bestritten, dass das Virus im Land angekommen ist. Als die Regierung gezwungen wurde, das zuzugeben, hat sie sich geweigert, vor allem die Infektionszentren unter Quarantäne zu stellen und die Bevölkerung korrekt zu informieren. Mittlerweile wütet das Virus im ganzen Land. Durch falsche Daten wird das wahre Ausmaß der Katastrophe vertuscht. Ohne Maßnahmen zur Eindämmung wird sich das Virus weiter verbreiten. Inkompetenz, Korruption, Missmanagement und Chaos des herrschenden Systems haben dazu geführt, dass sich das Virus nach wie vor ungehindert ausbreiten kann. Es gibt seitens der Regierung keinerlei Pläne, um diesen Prozess zu stoppen.

Halbherzig sind mittlerweile Quarantäne – Maßnahmen eingeleitet worden. Es gibt jedoch keine finanzielle Hilfe für die betroffenen Arbeiterinnen und Arbeiter, die nicht arbeiten bzw. durch die Krise arbeitslos wurden.

Die islamische Republik hat beim Umgang mit Coronavirus-Pandemie wiedermal gezeigt, dass sie im Umgang mit den Arbeiterinnen und Arbeitern zu den brutalsten und räuberischsten kapitalistischen Regierungen zählt.

Der einzige Weg für die iranischen Arbeiterinnen und Arbeiter ist der Kampf und der Sturz der islamischen Republik. Denn sie ist gefährlicher als jedes Virus und hat bislang Zigtausende Menschen geopfert.

Artikel aus KAR Nummer 863, Organ der Organisation der Fadaian (Aghaliyat), erschienen am 30.03.2020